Vor dreißig Jahren hatte sie nicht mal einen richtigen Namen – die Medizin sprach von Non-A/Non-B-Hepatitis. Später wurde daraus Hepatitis C – eine komplex zu behandelnde Krankheit. Dann kam das Jahr 2014 und mit ihm ein neues Molekül. Es veränderte grundlegend die Behandlungschancen für Menschen mit dieser viralen Lebererkrankung.
Pharmazeutische Forschung geht manchmal verschlungene Wege. Fast dreißig Jahre forschte die Welt an Lösungen gegen die virale Lebererkrankung, die die Leber der Betroffenen zerstört. Sie macht das schleichend – Hepatitis C wird auch als „silent killer“ bezeichnet. Für die meisten Patientinnen und Patienten war es eine jahrzehntelange Odyssee. Klar, es gab schnell erste Arzneimittel, aber die Behandlung war langwierig, häufig sehr unangenehm und schlecht verträglich und führte viel zu oft nicht zum Erfolg. Viele Menschen brachen sie vorzeitig ab – viele andere trauten sich gar nicht erst, eine Therapie zu beginnen.
Ab dem Jahr 2014 ging plötzlich alles ganz schnell: Ein Molekül, zu einem zulassungsreifen Arzneimittel weiterentwickelt, war der Startpunkt für das, was man getrost mit dem oft inflationär genutzten Begriff der Revolution besetzen kann. Es nahm der Krankheit ihren Schrecken.
Seitdem ist in der Hepatitis C-Therapie nichts mehr, wie es einmal war. Den Betroffenen und ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten steht heute ein ganzes Arsenal von Kombinationstherapien zur Verfügung – nicht nur von Gilead. Sie machen eine erfolgreiche Therapie in wenigen Wochen möglich. Dabei ist es fast egal, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, wie alt der Patient oder die Patientin ist, welchen Genotyp des Virus es zu bekämpfen gilt oder welche möglichen Begleiterkrankungen die Behandlung zusätzlich verkomplizieren. Die Therapie ist in der Regel nach zwölf Wochen beendet, besteht meistens aus der Einnahme von einer Tablette am Tag, gilt als sehr nebenwirkungsarm und endet fast immer erfolgreich. Die Heilungsraten liegen jenseits der 95 Prozent.
Es sind diese Therapien, durch die die Eliminierung von Hepatitis C nicht mehr eine Frage des Könnens ist, sondern nur noch eine des Wollens. Es sind diese Therapien, die rein theoretisch die Voraussetzungen geschaffen haben, dass Medizinstudenten der Zukunft von Hepatitis C womöglich nur noch hören werden, wenn sie sich für Medizingeschichte interessieren. Es sind solche Therapien, die ganz neue Behandlungsstrategien erfordern, denn nun gilt es auf der ganzen Welt die Menschen zu finden, die das Virus in sich tragen – viele davon, ohne es zu wissen. Aber wenn uns das gelingt, ist Hepatitis C Geschichte.
Die Entwicklung solcher Arzneimittel fiel nicht vom Himmel. Sie ist das Ergebnis von virologischer Expertise, denn mit dem Kampf gegen Viren – Stichwort: HIV – sind wir in den vergangenen 30 Jahren groß geworden. Sie ist das Ergebnis von Spitzenforschung, in die allein Gilead Sciences jedes Jahr Milliarden investiert. Wir suchen weltweit die Zusammenarbeit mit den klügsten Köpfen – seien sie in den Universitätskliniken, Forschungsinstitutionen oder anderen Unternehmen. Kooperation ist für uns essenziell, geradezu lebensnotwendig: Wissenschaft ist so ungeheuer komplex, dass die großen Aufgaben, die uns Krankheiten stellen, nur gemeinsam und in Netzwerken erfolgreich zu meistern sind. Daran arbeiten wir.
Eine komplexe, potenziell tödliche Krankheit heilbar zu machen: Wer träumt als Mediziner nicht davon? Deshalb hat uns die Hepatitis C-Erfolgsgeschichte nur angestachelt: Warum soll das nicht auch bei HIV möglich sein? Ich bin mir sicher: Es ist nur eine Frage des Wann. Es ist keine Frage des Ob. Forschung sei Dank.
Dr. med. Karsten Kissel
Medizinischer Direktor Gilead Sciences Deutschland
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